„Ohne zu übertreiben und ohne schwarz sehen zu wollen, aber unser Schulsystem steht auf der Kippe. Österreich hat einen verantwortlichen Bildungsminister, der ganz einfach gesagt für sein Amt ungeeignet ist. In den letzten Jahrzehnten hat es noch nie einen Unterrichtsminister gegeben, der so weit weg von der Schule war wie nun ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek, der keine Ahnung davon hat, wie Schule wirklich funktioniert“, sagte heute, Donnerstag, FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl bei seiner Pressekonferenz in Wien. „Wir wollen eine Bildungspflicht, die gewährleistet, dass Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn ordentliche Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen erlangen und deren Talente, auch im musischen Bereich, während ihrer Schulzeit entsprechend gefördert werden“, so Brückl.
Lehrervertreter aller Parteien unzufrieden mit Polaschek
„Der Großteil der Lehrer ist enttäuscht, oftmals frustriert ob der fehlenden Führung im Bildungsressort, ob der mangelnden Unterstützung durch die übergeordneten Stellen und ob der teilweise untragbaren Zustände an den Schulen. Lehrervertreter aller Fraktionen, auch die der ÖVP-nahen Christlichen Lehrergewerkschafter, sind völlig unzufrieden mit Polascheks Arbeit – sie haben ihm ja bereits ganz offen mit Streik gedroht“, sagte Brückl.
Immer weniger können richtig lesen, schreiben, rechnen
„Ebenso sind die Eltern zornig und verängstigt zugleich, weil sie um die Zukunft ihrer Kinder fürchten. Und schließlich sind da noch jene, die im Mittelpunkt des Geschehens stehen, die am meisten betroffen sind von der Misere in unserem Schulsystem: die Kinder, die Jugendlichen, die Schüler. Sie werden mehr und mehr desillusioniert, fürchten um ihre Ausbildung und verlieren ihre Zukunftsperspektive. Die Zahl der Schüler, die am Ende ihrer Schullaufbahn Mängel in den Grundkompetenzen Rechnen, Schreiben und Lesen haben, steigt mit jedem Schuljahr massiv an. Bei den international vergleichenden PISA-Tests kommen die österreichischen Schüler nicht vom Fleck, fallen sogar immer wieder zurück“, kritisierte der FPÖ-Bildungssprecher.
Gewalt in Schulen greift immer mehr um sich
Die fehlenden Deutschkenntnisse bei Schülern sind vor allem im städtischen Bereich zu einem der ganz großen Probleme geworden. Mit jedem Schuljahr steigt die Zahl von Konflikten mit religiösem, kulturellem und gesellschaftlichem Hintergrund. Lehrerinnen und Lehrer stehen immer öfter Schülern gegenüber, die das Wort Respekt noch nie gehört haben. Gewalt an Schulen ist nicht mehr etwas, das man aus dem Kino oder Fernsehen kennt, Gewalt ist zu einem echten Problem an unseren Schulen geworden“, betonte Brückl.
Schulsuspendierungen haben sich in vier Jahren verdoppelt
Das Ergebnis der parlamentarischen Anfrage Brückls an den Bildungsminister zur Anzahl der Suspendierungen des weiteren Schulbesuches von Schülern sei mehr als ernüchternd. Die Zahl der Suspendierungen hat sich nämlich in den vergangenen vier Jahren insgesamt verdoppelt. Allein in Wien wurden im Schuljahr 2022/2023 viermal so viele Volksschüler suspendiert wie im Schuljahr 2016/2017. Die Lehrergewerkschaft spricht in diesem Zusammenhang von einem ‚Anschwellen der Gewalt‘. ‚Rat auf Draht‘ meint, ‚dass bei den Anrufen zum Thema psychische Gewalt und Mobbing an Schulen die Zahl der Beratungsgespräche von 2022 auf 2023 um 20 Prozent zugenommen hätten. „Wir haben hier ein stark wachsendes Problem, das den gesamten Schulapparat beschäftigt sowie schwächt und das vor allem den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den gemeinsamen Umgang der Menschen untereinander für die Zukunft im ganzen Land negativ beeinflusst“, so Brückl.
Ideologie hat im Bildungssystem nichts verloren
Die schwarz-grüne Regierung habe für einen Niedergang unseres Schulsystems gesorgt, und man dürfe hier einfach nicht mehr länger zusehen. Das ständige zu späte Reagieren auf Missstände, das halbherzige Ausbessern von Fehlern, die gemacht wurden, aber besonders die ‚ideologische Getriebenheit‘ im Bildungsbereich von ÖVP und Grünen müssten ein Ende haben. Die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, seien breit gestreut. Sie reichen von aufgeblähten Lehrplänen, über eine falsche Einwanderungspolitik bis hin zu einer fehlenden Integrationspolitik, erklärte Brückl.
Weg von nicht zielführenden, aufgeblähten Lehrplänen
„Im Schulsystem müssen wir daher neue Wege gehen und neue Wege denken. Den Ideen, den Gedanken zur Bildungs- und zur Schulpolitik dürfen keine Schranken gesetzt werden. Daher wollen wir eine Bildungspflicht statt einer Schulpflicht. Künftig sollen den Schülern Bildungsziele vorgegeben werden, die sie erreichen müssen, dabei ist es unerheblich, wie sie das machen oder wo sie das machen. Die öffentliche Schule wird sicher auch hier der zentrale Ort der Wissensvermittlung sein, und an den Lehrmethoden wird sich auch nichts ändern, aber wir kommen damit von oftmals nicht zielführenden aufgeblähten Lehrplänen weg, hin zu klar definierten Bildungszielen, die gewährleisten, dass Volksschüler ordentlich lesen, rechnen und schreiben können. Ebenso werden die musischen und körperlichen Elemente unterstützt, damit Studienanfänger auch tatsächlich die nötigen Voraussetzungen für ihr Studium mitbringen, dass Lehrlinge eine umfassende Grundbildung haben, und dass die Zahl jener, die leistungswillig und leistungsbereit sind, wieder steigen kann“, betonte Brückl.
Ewiges Beschulen für Unwillige oder Unfähige ist sinnlos
„Wir wollen, dass die Zieldefinition grundsätzlich durch die Zielbildungseinrichtungen zu erfolgen haben: Also die Oberstufe Gymnasium, HAK, HTL für die Sekundarstufe eins, die Wirtschaft für Lehrberufe sowie Universität und Fachhochschulen für die Matura. Es gibt daher kein Absitzen mehr von neun Pflichtschuljahren, sondern das Erreichen von Bildungszielen. Wer es in acht Jahren schafft, hat seine Pflicht erfüllt. Braucht jemand länger, wird es eine Obergrenze geben müssen. Ein ewiges Beschulen von Personen, die nicht wollen, oder können, kann es nicht geben. Es muss klar sein, dass solche Personen entweder Arbeiten verrichten müssen, für die es keine Bildung braucht, oder sie landen in unserem Sozialsystem - das muss man dann so akzeptieren“, sagte Brückl.
Deutsch als Grundvoraussetzung für Schulbesuch
Eines der ganz großen Probleme an den heimischen Schulen seien aber die mangelnden beziehungsweise fehlenden Sprachkenntnisse. In diesem Zusammenhang wies der FPÖ-Bildungssprecher auf den Gesetzesentwurf zur Reform der Pädagogen-Ausbildung hin, in dem nunmehr alle Studenten Deutsch als Zweitsprache lehren müssen. „Das ist sicherlich nicht unser Zugang, denn Deutsch muss Voraussetzung für den Schuleintritt sein. Wer nicht Deutsch kann, kann auch nicht in die Schule gehen. Darüber hinaus haben wir auch noch die Deutschförderklassen, die nicht so schlecht sind, wie die Linke in diesem Land, wie SPÖ, Grüne oder Neos dies immer wieder behaupten. Es gibt nämlich genug Angebote, um in Österreich Deutsch zu lernen. Für uns gilt daher: kein Schuleintritt ohne Deutsch“, forderte Brückl.
Tägliche Lesestunde schon in Volksschulen nötig
„Im Elementarbereich, in den Volksschulen ist es wichtig, dass sich Kinder ein Basiswissen in den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen aneignen, und zwar so, dass nicht spätere/höhere Schultypen oder womöglich sogar universitäre Einrichtungen dies nachholen müssen. Die tägliche Lesestunde in den Volksschulen ist für uns ein Mittel, um Schüler beim Lernen zu unterstützen, aber auch um sie für Bücher zu begeistern“, zeigte sich der freiheitliche Bildungssprecher überzeugt.
Konflikt-Management in den Klassen muss effektiver werden
„Um einen geordneten, einen friedlichen und erfolgreichen Unterricht gewährleisten zu können, müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass das Konflikt-Management an den Schulen beziehungsweise im Schulsystem funktioniert. Unser Schulwesen wird mittlerweile seit Jahren mit einem ständig steigenden Gewalt- und Konflikt-Potential konfrontiert, die Herausforderungen werden größer und schwieriger. Wir Freiheitlichen haben bereits vor Jahren diese Thematik angesprochen und haben dazu auch, damals noch im Zuge der türkis-blauen Bundesregierung, einen Antrag ausgearbeitet. Einen Neun-Punkte-Plan, der aus drei Eckpfeilern besteht: aus der Prävention, der Konflikt-Resilienz und der Eskalation“, so Brückl. „Der Plan sieht unter anderem Gruppenbildungs-Prozesse am Beginn der jeweiligen Bildungsübergänge, also Neuklassen, vor. Er beinhaltet eine verbesserte Ausbildung von Lehrkräften, die Einrichtung einer anonymen Online-Plattform als Ansprechstelle. Für oder in Notsituationen sind klare Regeln für permanente Wegweisungen von aggressiven und verhaltensauffälligen Schülern oder auch die Einrichtung von ‚Auszeit-Gruppen‘ vorgesehen.“
FPÖ-Vorschläge im Parlament leider wiederholt abgelehnt
„Das Wichtige an diesem Neun-Punkte-Plan ist, dass er eine klare Handlungsanleitung für Gewalt- und Konflikt-Situationen bietet und den Schulverantwortlichen Sicherheit geben würde. Wir haben diesen Plan als Antwort auf das zunehmende Gewalt- und Konflikt-Potenzial an den Schulen bereits mehrmals auch als Antrag im Parlament eingebracht, der wurde aber mehrmals von den Regierungsparteien vertagt beziehungsweise abgelehnt“, erklärte Brückl.
Jetzt, im Wahljahr, fordern plötzlich auch ÖVP-Vertreter Maßnahmen
„Jetzt fordern aber auch ÖVP-Vertreter genau solche Maßnahmen wie etwa der FCG-Lehrergewerkschafter Thomas Krebs, der die Einrichtung von Auszeit-Klassen, auch 'Timeout-Klassen' genannt, fordert. Und auch der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger fordert, dass Unterstützungspersonal außerhalb der Schulen erforderlich sei. In Anbetracht der im heurigen Jahr stattfindenden Personalvertretungswahlen frage ich mich, ob das nur erste wahltaktische Manöver der schwarzen Lehrergewerkschafter sind, oder ob die Lehrer in unserem Land der schwarz-grünen Bundesregierung völlig egal sind und von ihr einfach negiert werden – auf alle Fälle ist das eine interessante Entwicklung“, meinte Brückl.